Gmoabus – Bürger fahren für Bürger – weiter auf Erfolgskurs
Wie echte Bürgernähe funktioniert
Die erste Sitzung als Vorsitz des Gemeinderats konnte der neue Erste Bürgermeister Johannes Zistl in Feldkirchen-Westerham gleich mit einem Erfolgsprojekt starten. Nachdem Nico Hirsemann, Klima- und Mobilitätsmanager in der Gemeinde, einen kurzen Sachbericht zum Gmoabus abgab, präsentierte Projektleiterin Susanne Eppacher den Mitgliedern im Haupt- und Finanzausschuss sowie zahlreichen Gästen das Bürgerprojekt Gmoabus, welches 2020 nach einer Bedarfsanalyse mit Einbezug der Bürgerinnen und Bürger in eine zweijährige Konzeptionsphase ging. Am 6. Dezember fiel dann der Startschuss und die erste Fahrt konnte erfolgreich durchgeführt werden. Bereits nach den ersten zwei Monaten wurden über 300 Fahrten gebucht und die ersten 1000 Kilometer erreicht. Ende März waren es jetzt schon knapp 800 Fahrten und 2600 Kilometer. Die Nachfrage steigt und wenn man davon ausgeht, dass sich dieses Jahr weiter linear entwickelt, ist die Projektkalkulation für das Leasing eine Punktlandung. Aber auch ein weiterer Bus bei höherer Auslastung wird seitens der Gemeinde als denkbar angesehen. Alle Fahrten sind für die zweijährige Pilotphase für alle Fahrgäste kostenfrei.
Der Gmoabus wird mit 60% vornehmlich von älteren Menschen zwischen 50 und 90 Jahren genutzt – aber auch 30% der 6–18-Jährigen fahren mit dem Bus zum Sport oder zu weiteren Anschlussstellen von öffentlichen Verkehrsmitteln. Generell ist der Bahnhof Westerham neben dem Kultur- und Sportzentrum (KUS) der meist angefahrene Haltepunkt sowie auch der Bahnhof in Aying mit S-Bahn Anschluss. Die Buchungen gehen mit 60 % telefonisch ein – aber auch 40 % nutzen das Onlineformular auf www.gmoabus.de. Im nächsten Projektschritt ist eine vereinfachte APP für die Buchung geplant – die telefonische Annahme wird aber bestehen bleiben.
Ausbildungsprojekt Gmoabus
Die Buchungszentrale wird komplett eigenständig von den Auszubildenden Marina Kellerer (3. Lehrjahr), Marina Halder (2. Lehrjahr) und Suna Gericke (1. Lehrjahr) in der Gemeindeverwaltung übernommen. Hierbei ist nicht nur viel logistisches Können erforderlich, sondern auch die Fähigkeit, sich empathisch und verständnisvoll mit den individuellen Belangen der Fahrgäste auseinanderzusetzen – und dabei immer eine gute Lösung zu finden. Marina Halder berichtete begeistert in der Ausschusssitzung über ihren Alltag in der Buchungszentrale und dass vor allem die echte Bürgernähe eine große Bereicherung in den Lehrjahren sei.
Bürger fahren für Bürger
Einmalig und besonders an diesem Bürgerprojekt ist, dass die insgesamt 24 Fahrerinnen und Fahrer alle ehrenamtlich ihren Schichtdienst leisten und es mit über 80 Haltepunkten im gesamten Gemeindegebiet fast jedem Fahrgast ermöglicht, ohne lange Wege einzusteigen. Aber nicht nur das – auch der soziale Austausch und die Teilhabe am Gemeindeleben besonders für ältere Menschen werden durch das Projekt auf einfachem und unbürokratischem Wege gefördert. Oswald Passauer aus dem Fahrerteam erzählte sehr ergreifend von seinen Erlebnissen mit seinen Fahrgästen zum AWO-Nachmittag am Mittwoch. Bei Kaffee und Kuchen können viele ältere Gemeindebürger zu einem geselligen Austausch zusammenkommen – für viele ist das der einzige Tag in der Woche für eine soziale Teilhabe an der Gesellschaft. Passauer fährt diese Damen, die er mittlerweile schon alle persönlich kennt, nicht nur von A nach B, sondern übernimmt auch kleinere Botengänge auf der Fahrt zu Apotheke oder Arzt – manchmal ist auch eine kleine Sightseeing-Tour mit inbegriffen, weil einige schon viele Jahre nicht mehr in den einzelnen Gemeindegebieten waren. Gerührt waren alle Zuhörer von der Geschichte, als er einer Dame beim Einsteigen half und diese vor Schmerzen von einem Sturz bei nur sehr leichter Berührung zusammenzuckte. Auf die Frage, ob sie nicht lieber zuhause bleiben wolle, um sich auszuruhen, antwortete diese, dass sie egal wie, unbedingt zu diesem Nachmittag fahren möchte. Für viele nicht mobile Bürger sind der Gmoabus und die Ökumenische Nachbarschaftshilfe die einzigen Möglichkeiten einer Teilhabe am sozialen Leben in der Gemeinde. Diese Geschichten zeigen, welche Bedeutung dieser kostenfreie Service für ein Miteinander in der Gemeinde hat. Die große Dankbarkeit der Fahrgäste ist nicht nur ein schönes Gefühl für alle Fahrer, sondern auch eine sehr direkte Rückmeldung, wie wichtig eine funktionierende Dorfgemeinschaft für das Gemeinwohl ist.
Bürgermeister Johannes Zistl bedankte sich beim gesamten Projektteam mit Susanne Eppacher und ihren Eltern Ingrid und Wilfried Hauffen sowie Gesamtprojektleiter der Innerörtlichen Mobilität Heinz Oesterle, Nico Hirsemann, Klima- und Mobilitätsmanager und Öffentlichkeitsverantwortliche Christine Knoll als auch beim Auszubildenden-Team. Nachdem sich das Projekt nun in der Pilotphase befindet, wurde noch einmal ein besonderer Dank an Susanne Eppacher gerichtet, die seit 2020 viele Stunden ehrenamtlich von den ersten Konzeptgedanken bis hin zur Umsetzungsphase in das Projekt investiert hat.
Gemeinderatsmitglied Heinz Oesterle lud abschließend gemeinsam mit Susanne Eppacher und Bürgermeister Johannes Zistl zu einer exklusiven Pressefahrt ein – damit dieses Leuchtturm Projekt wahrlich die Runde macht.